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Sei auch du wie der Bambus, flexibel und stark zugleich

Bambus

Sei wie der Bambus.
beuge und biege dich anmutig, so wie der Wind es will
und du wirst niemals brechen….

Japanisches Sprichwort

Der Bambus als Symbol

Der Bambus genießt in der asiatischen Kultur eine besondere Bedeutung und hohes Ansehen. In China steht Bambus für ein langes Leben, Beständigkeit und Bescheidenheit. Er spielt auch im Bereich des Feng-Shui eine wichtige Rolle, einerseits als Glücksbringer und andererseits als Zeichen für Reichtum. Für die Japaner symbolisiert der Bambus Klarheit, Reinheit und Glück. Und in Indien ist er ein Symbol für Freundschaft – „Der Bambus ist mein Bruder“, sagt man in Vietnam.

„Seine Geradheit (zheng) steht für Aufrichtigkeit. Die Regelmäßigkeit der Knoten (jie) ist ein Zeichen der Verlässlichkeit und Integrität. Die jadefarbene Reinheit bedeutet Lauterkeit. Dass er auch im Winter seine Blätter nicht verliert und immer grün bleibt, verheißt Widerstandsfähigkeit. Seine Langlebigkeit lässt sich direkt auf den menschlichen Wunsch nach Langlebigkeit übertragen. Die Tatsache, dass er innen hohl bzw. leer (kong) ist, ist buddhistisch als Verkörperung der „Lehre der Leere“ – oder daoistisch/konfuzianisch als Bescheidenheit – interpretierbar. Und seine Flexibilität ist Zeichen seiner Festigkeit und Unverwüstlichkeit – er lässt sich biegen, doch kaum brechen.“

Karl-Heinz Pohl, Universität Trier

Bambus-Mentalität

Der Begriff der  “Bambus-Mentalität” steht für die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, sich den Gegebenheiten anzupassen und doch aus Krisensituationen immer wieder ungebrochen hervorzugehen.

Aufgrund seiner positiven Eigenschaften – der Kombination aus Flexibilität und Stärke – verkörpert der Bambus auch den von Laotse verkündeten Daoismus. In dieser Lehre – Philosophie und Religion zugleich – sind Eigenschaften wie Demut, Gelassenheit und Bescheidenheit von zentraler Bedeutung. Gewinnsucht und Eitelkeiten werden abgelehnt. Das oberste Prinzip des Daoismus ist das Wu wei, was soviel bedeutet wie: „Nicht-Eingreifen“, „Nicht-Handeln“ oder „Nicht-Erzwingen“. Die Dinge und ihr Verlauf werden als sich selbst ordnend und sich selbst in ihrer Natur entfaltend angesehen. Die Menschen sollen sich am Dao orientieren, indem sie den Lauf der Welt beobachten ohne selbst einzugreifen. Dem Daoismus geht es nicht um eine zielstrebige Umgestaltung der Welt, sondern um das genaue Gegenteil: Es wird als klug angesehen, sich möglichst wenig in das Wirken des Dao einzumischen oder sich ihm gar entgegenzustemmen. Besser als durch große Kraftanstrengung werden Ziele erreicht, indem die natürlichen, durch das Dao bestimmen Vorgänge genutzt werden. 

Der Bambus als Vorbild für ein glückliches Leben

Auch in unserer westlichen Welt wurde der Bambus längst als Vorbild für eine optimistische, gelassene und krisenresistente Lebenseinstellung entdeckt:

durch Gelassenheit:

Manfred Mohr stellt in seinem Buch „Der Bambus Effekt“ ein 7-Schritte-Programm für ein ganzheitliches Gefühls-Coaching vor. Er hat für dieses Buch viel aus der Weisheiten des Laotse abgeleitet: „Der Bambus gibt im Sturm nach, während ein Baum bricht. Dieses uralte Prinzip des Daoismus ist der Grundpfeiler eines glücklichen Lebens.“ Das Buch soll helfen „ähnlich gelassen wie ein Bambus mit unseren Herausforderungen des Lebens umgehen zu lernen.“ Mohr geht es darum „innerlich so gefestigt zu werden, in seinem Zentrum zu sein, dass einen die Winde und Stürme des Lebens nicht mehr aus dem Konzept bringen, sondern dass man ihnen gelassen begegnen und somit ein glückliches Leben führen kann“.

durch Widerstandsfähigkeit:

In diesem Zusammenhang ist Resilienz ein häufig gebrauchtes Schlagwort. Der Begriff Resilienz stammt ursprünglich aus der Physik und bezeichnet die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und dennoch in die ursprüngliche Form zurückzufinden. In der Psychologie wurde der Begriff der Resilienz übernommen und wird hier für die psychische Widerstandsfähigkeit, Stressresistenz und Krisenkompetenz verwendet. Resilienz steht also für die Fähigkeit des Menschen, sich trotz Krisen und Niederlagen immer wieder aufzurichten. Das Stehaufmännchen ist das klassische Bild. Das ResilienzForum in Berlin hat den Bambus als natürliche Metapher ausgewählt und ein Resilienz-Zirkel-Training nach dem Bambus-Prinzip® entwickelt.

Dieses Prinzip betont die Wichtigkeit – dem Bambus gleich – seinen eigenen Standpunkt zu kennen und gleichzeitig flexibel und beweglich zu sein. So wie die einzelnen Bambushalme, durch ihre Wurzeln, das Rhizom, miteinander verbunden und fest im Boden verwurzelt sind, sollte der Mensch in Kontakt mit seinem Umfeld sein und durch ein stützendes Netzwerk guten Halt haben. Getreu dem Motto „Gehe mit dem Wind – nicht gegen ihn“ sollte man in Krisensituationen nicht starr gegen Probleme ankämpfen, sondern flexibel und elastisch bleiben, um sich selbst wieder aufzurichten, wenn der Sturm sich gelegt hat. „Der Bambus zeigt Beweglichkeit und Flexibilität, ist zugleich tief verwurzelt, stabil und standhaft. Mit dem Bambus-Prinzip® beschreiben wir daher zentrale Eigenschaften, die auch dem Menschen im Umgang mit Krisen, Problemen und Belastungen helfen können: Ist der Mensch flexibel und anpassungsfähig, kann er im Umgang mit Stress und Belastungen auf eine Vielzahl von Reaktionsweisen zurückgreifen und mit einer Krise selbstwirksamer umgehen.“